Aus:
„Meine erste abenteuerliche Seefahrt“
Ein Abenteuerbuch für Jugendliche ab 12 Jahre.
Prolog
Der Richter sprach mich an: „Mister John Grand, um uns ein gerechtes Urteil bilden zu können, berichten sie uns doch, wie genau es passiert ist, dass sie als Pirat festgesetzt wurden.“
Ich nahm einen tiefen Atemzug.
„Von Anfang an?“, fragte ich.
„Ja, ich bitte darum.“
Also fing ich an und erzählte – von meiner abenteuerlichen ersten Seefahrt. Es ist die Geschichte, von der Schaluppe Namens „King“ und ihrer Besatzung.
Es war das Frühjahr 1689 und ich war gerade 16 Jahre alt geworden. Ich lebte mit meiner Pflegemutter in Brighton. Meine leibliche Mutter ist im Kindbett gestorben und so kam ich nach Brighton zu meiner Pflegemutter Marie. Meinen Vater habe ich ebenfalls nie kennengelernt. Marie umsorgte mich wie ihren eigenen Sohn, wofür ich ihr jetzt noch dankbar bin. Sie brachte mir gute Manieren und Ordnung bei. Auch Lesen lernte sie mich. Sie selbst half Frauen, ihre Kinder auf die Welt zu bringen. Dann hatten wir noch unseren Gemüsegarten. Oft verkaufte ich, unser zu viel geerntetes Gemüse auf dem Markt. Wir waren nicht reich aber hatten unser Auskommen.
Es war schon, so lange ich denken kann, ein Wunsch von mir gewesen einmal zur See zu fahren. Als kleiner Junge ging ich, so oft ich konnte am Hafen entlang. Bewunderte die stolzen Segelschiffe, sowie ihre Besatzungen. Was mussten die schon alles gesehen und erlebt haben? Und nun, wo ich endlich erwachsen war, wollte ich auf einem Handelsschiff anheuern. Voller Vorfreude sprach ich einige Kapitäne und reichlich Seeleute an. Aber wem ich auch fragte, nirgends wollte man mich nehmen. Ich wäre zu jung, hätte keine Kraft oder Muskeln und dann lachten sie mich auch noch aus.
Nach langem vergeblichen suchen nahm ich eine Arbeit in einer Hafentaverne an, wo ich „Junge für Alles“, war. Teller waschen, Kohl kochen, Fässer transportieren, Tische und Boden säubern, Gäste bedienen und so weiter.
Kapitel 1 – Seeleute
Nun fängt meine Geschichte erst richtig an. Es war Hochsommer und stickig heiß in der Taverne. Jetzt in den Abendstunden war es hier brechend voll und ich hatte alle Hände voll zu tun. Die Tür ging auf und ein angenehmer, frischer Windzug ließ mich aufblicken. Ein Mann, wie sich später herausstellte, der Kapitän der Schaluppe „King“ trat einen Schritt vor und rief mit tiefer, lauter Stimme in das Gemurmel der Gäste hinein: „Ich suche Seeleute für eine Fahrt über den Ozean, um Gewürze zu laden. Also Leute, wenn ihr hier nicht weiter in der Bruthitze sitzen wollt, eine gute Heuer nicht ablehnt, dann meldet euch jetzt bei mir. Ich will euch jedoch nicht verschweigen, dass es eine lange und anstrengende Fahrt werden wird.“
Noch bevor er sich, an den für ihn freigeräumten Tisch setzen konnte platzte ich laut in den still gewordenen Raum hinein: „Hier, ich, ich fahre mit!“ Ich riss beide Hände über den Kopf. Die Männer fingen an zu grölen und lachten mich aus und ich hörte sie lästern: „Du halbe Portion, auf einem Schiff? Seht doch nur wie seine Muskeln schwellen!“
Ein „Komm mal her!“, riss mich aus der Peinlichkeit. Mutlos, ohne Hoffnung, mit hängendem Kopf ging ich zum Tisch des Kapitäns.
„Na Junge was kannst du denn?“
Seine Frage erstaunte mich und ohne darüber groß nachzudenken, antwortete ich schnell: „Ich kann Teller spülen, Kohl putzen und ausschenken und …“ Ich konnte nicht weitersprechen, mir versagte die Stimme. Was konnte ich auch schon außer diese Hilfsarbeiten.
Für mich überraschend sagte der Kapitän: „Na, also einen Schiffsjungen können wir auch noch gebrauchen. Wenn du harte Arbeit nicht scheust, dann bist du dabei.“ Er fügte dann noch streng hinzu: „Das du aber unterwegs kein Heimweh bekommst und nach Mama und Papa weinst!“
Das wiedereinsetzende Gegröle ignorierend antwortete ich hastig: „Nein, wo denken sie hin, ganz bestimmt nicht. Darf ich nun mitfahren?“
„Ja, mach dass du deine Sachen packst und sei morgen früh pünktlich auf dem Schiff.“
Ich überhörte das Lachen der Männer, holte mir vom Wirt meinen letzten Lohn und rannte nach Hause.
Als ich hastig meine Sachen packte kam meine Mutter Marie ins Zimmer und fragte erstaunt: „Was hast du vor? Wo willst du hin?“
Ich erzählte ihr vom Kapitän und der „King“, und dass ich morgen schon mit an Bord auslaufen werde.
„Nein Junge, warte noch einige Jahre, du bist zu jung und unerfahren für so eine lange Seefahrt.“ Ihre Stimme brach, sie schluchzte und ging in die Küche.
Auch ich begab mich dorthin, umarmte sie und versuchte zu trösten. „Mama, höre doch, ich bin alt genug, um eigenes Geld mit richtiger Arbeit zu verdienen, in 15 Monaten bin ich doch wieder zu Hause. Wünsch mir Glück, du weißt, dass es schon immer mein Wunsch war zur See zu fahren.“
Marie wischte sich ihre Tränen von den Wangen, ging zum Schrank und holte ein kleines Kästchen heraus. Ich wusste was sich darin befand; ihr mühsam erspartes Geld. Ich wollte es nicht annehmen, doch sie zwang es mir auf. „Ich habe es für dich gespart, also nimm es auch.“
Das Geld steckte ich in meinem Beutel und legte mich auf das Bett. Mein Blick ging zur Zimmerdecke, Gedankenbilder tauchten aus dem Nichts auf und als mir die Augen zu fielen, da wurden es Träume von Abenteuer auf der See.
Ende der Leseprobe!
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